Vor wenigen Wochen schrieb ich an eine Reihe von Menschen in meiner Kontaktliste eine WhatsApp-Nachricht, in der ich meine Pläne für die nächsten Monate offengelegte. Mir war es wichtig, diejenigen, die mich in meinem Leben begleiten oder begleitet haben mit auf meinen Weg zu nehmen. Die Reaktionen auf meine Nachricht waren völlig unterschiedlicher Natur. Es war nicht meine Absicht überhaupt Reaktionen auszulösen und dennoch hat mir es mir gezeigt, wie unterschiedlich die Menschen die Texte lesen – wie unterschiedlich sie Dinge aufnehmen – und welche Denkweisen dahinter stecken.In diesem Artikel beantworte ich die Frage „Was sind Trigger?“ Und schreibe über die Kunst der Kommuniktation. Außerdem zeige ich dir eine Möglichkeit, wie du Triggerpunkte auflösen kannst.
Das „Kommunikationsquadrat“
Vielleicht kennst du das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun, das als das „4-Ohren-Modell“ bekannt geworden ist. Das Modell beschreibt, das Kommunikation jeglicher Art immer auf vier Ebenen stattfindet: Auf Beziehungs-, Sach-, Appell- und Selbstoffenbarungsebene.Egal wie wir kommunizieren, es schwingen immer alle Facetten der vier Bereiche mit. Und gleichzeitig kann Kommunikation je nach Situation auf völlig unterschiedliche Weise interpretiert werden. Zum einen hängt das davon ab WIE wir kommunizieren und zum anderen davon mit welchem „Ohr“ die Person gegenüber „zuhört“. Eines der bekanntesten Beispiele in diesem Zusammenhang ist der Satz „die Ampel ist grün“: Auf Sachebene bedeutet das: „Verkehrsrechtlich darfst du weiterfahren.“Die Selbstoffenbarung ist möglicherweise: „Ich habe habe keine Geduld.“Die Appellebene meint: „Fahr bitte weiter.“Und auf Beziehungsebene könnte es bedeuten: „Leck mich am A****, du gehst mir heute auf den S***, du Tranfunzel.“Je nachdem WIE du die Aussage formulierst UND betonst und je nachdem in welcher Beziehung du zu einem Menschen stehst UND je nachdem wie dieser deine Aussage entschlüsselt, können die unterschiedlichsten Reaktionen entstehen.
Kurz zurück zu meiner Nachricht
Eine der Antworten, die ich auf meine Nachricht erhielt begann mit: „Du wolltest ja Feedback zu deiner Nachricht…“Ich wurde kurz stutzig und durchforstete nochmals den Text, den ich geschrieben hatte. In keiner Silbe hätte ich darin diese Wahrnehmung vermutet. „Ist das nicht völlig verrückt?“, dachte ich mir.Eine andere Reaktion auf meine Nachricht war: “Das klingt, als wärst du ziemlich enttäuscht…“Auch hier musst ich überlegen, da ich diesen Gedankengang nachvollziehen wollte. Es war die Reaktion auf eine Information mit rein positiver Absicht – ohne jeglichen Vorwurf, ohne jegliche Erwartungshaltung und ohne jegliche Vorbelastung. Ich hatte in meinem Text lediglich beschrieben, wie ich unterstützt werden kann, falls das jemand tun möchte. „Interessant“, dachte ich und bemerkte, dass die Person das Wort „klingt“ benutzte. Offensichtlich transformierte der Geist der Person den gelesenen Text so, dass sie ihn als Stimme wahrnahm.Ich erhielt noch viele weitere Antworten. Die meisten davon wurden mit motivierender und bestärkender Absicht geschrieben. Einige äußerten Bewunderung für den Weg, den ich gehe, andere versuchten vorsichtig zu warnen und wieder andere antworteten einfach mit „Viel Spaß!“ oder konnten relativ wenig mit meiner Nachricht anfangen.
Warum Sportler in Interviews Floskeln aneinanderreihen
Ich reflektierte all das einige Zeit und stellte fest, dass ich nur bedingt in der Hand habe, wie andere Menschen meine Nachrichten lesen.Ich habe diese Nachricht ein einziges Mal geschrieben und dennoch existierten neben dem Original und meiner „Urabsicht“ davon so viele unterschiedliche Versionen. Genau so viele, wie die Anzahl der Personen, die die Nachricht empfingen. Ist das nicht Wahnsinn?Außerdem bestätigt all das, dass wir nicht jedem gefallen können. Ich erlebte im Kleinformat was Musikern, Sportlern, Politikern oder anderen Personen des öffentlichen Lebens tagtäglich widerfährt – überspitzt gesagt werde sie aufgrund ihrer Aussagen und Verhaltensweisen „wie die Sau durchs Dorf“ getrieben und dabei vergessen Medien und Konsumenten völlig, dass hinter der Schlagzeile einfach nur ein Mensch steht. Wir wundern uns über einstudierte und rundgeschliffene Floskeln in Interviews nach einem Fußballspiel und gleichzeitig wird nur auf eine Formulierung gewartet, die auf allen Ebenen auseinandergenommen werden kann.
Und genau das ist der spannende Aspekt bei diesen Situationen:Die Aussagen sind häufig nicht das Problem – es sind vielmehr die Nährböden – die Gedankenstrukturen und inneren Muster – auf die die Aussagen treffen.Um beim Beispiel der Öffentlichkeit anzuknüpfen: Eine Zeitung oder ein TV-Sender hat häufig nur ein einziges Interesse: Aufmerksamkeit erregen. Oftmals sogar um jeden Preis. Eine Aussage wäre manchmal vielleicht einfach nur eine bedeutungslose Aneinanderreihung von Worten. Die Art der Berichterstattung als Reaktion auf diese Aussage ist aber eine pure Selbstoffenbarung. Es geht nicht mehr um die Person, die etwas gesagt hat. Es geht vielmehr darum, bei den Lesern, Zuschauern oder Zuhörern eine bestimmte Meinung, Denkweise oder Kultur zu erzeugen.All das wäre nicht problematisch, wenn neutrale Berichterstattung auf reflektierte Konsumenten treffen würde. Beides hat jedoch Seltenheitswert.
Über die Kunst der Kommunikation
Mir wurde mit einem Mal klar, was ich eigentlich schon lange wusste: Du hast es nicht in der Hand, was andere über dich denken, wie sie über dich sprechen, wie sie dich oder deine Aussagen werten.Die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen auf meine Nachricht ist einfach nur eine Momentaufnahme ihrer eigenen Verfassung, Gedankenstruktur und deren Bezug zum Thema und wie sie zu mir stehen.Aber ist das nicht normal?Klar, ist das normal. Doch normal ist auch, dass wir jederzeit die Wahl haben, wie wir auf etwas reagieren – oder ob wir überhaupt reagieren. Es hängt lediglich vom Grad unseres Bewusstseins ab. Bevor ich auf irgend etwas reagiere kann ich in mich hinein spüren und beobachten welche Emotionen und Gedanken durch eine Handlung, Aussage oder sonstige Aktion ausgelöst wurde.Das trifft natürlich auch auf mich selbst zu. Wenn ich mich beispielsweise über etwas ärgere, dann ist das nur möglich, weil es in mir etwas gibt, das damit noch keinen Frieden geschlossen hat. Es gibt dann noch irgendetwas, das mich triggert und was von mir betrachtet werden möchte.
Was sind „Trigger“?
Das Wort „Trigger“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Auslöser“. Aus psychologischer Sicht handelt es sich um emotionale Flashbacks. Wir erleben etwas, dass scheinbar urplötzlich intensive Gefühle in uns auslöst. In der Regel handelt es sich um Verletzungen aus der Vergangenheit, die in unserem Unterbewusstsein verankert sind. Wenn wir unbewusst durchs Leben gehen, dann werden wir nicht bemerken, wenn uns etwas triggert. Ist das der Fall, so haben wir kaum Kontrolle über unsere Reaktionen. Wir merken vielleicht, dass wir uns innerlich zusammenreißen, aber wir gehen der Sache nicht weiter auf den Grund und werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder in Situationen kommen, in denen der gleiche Trigger ausgelöst wird. Wenn wir aber ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben leben möchten, dann dürfen wir anfangen uns mit uns selbst auseinanderzusetzen und ein Bewusstsein für unsere inneren Abläufe entwickeln. So können wir uns die Kontrolle über unsere Reaktionen zurückholen. Wir werden dann zwar vielleicht noch immer von bestimmten Dingen getriggert, jedoch können wir uns zumindest bewusst mit der Situation auseinander setzen und der Sache auf den Grund gehen.
Sollte es einmal dazu kommen, dass dich Verhaltensweisen oder Aussagen stark triggern, dann versuche zu aller erst nicht aus dem Affekt zu reagieren. Versuche Zeit zu gewinnen. Wechsle zum Beispiel den Raum, öffne ein Fenster, wasche dir die Hände oder trinke ein Glas Wasser und atme durch. Du kannst jederzeit sagen, dass du dir erst einmal Gedanken machen musst und zu einem späteren Zeitpunkt antworten wirst.
Wie du Trigger auflösen kannst
Sobald du dich konkret mit dem Vorkommnis auseinandersetzt, nimm dir etwas zum Schreiben zur Hand und beantworte dir die folgenden Fragen zur zugrundeliegenden Situation:
(Bemerkung: der von mir nachfolgend beschriebene Prozess ist angelehnt an das Konzept von „The Work“ von Byron Katie)
1. Welches Gefühl wurde in mir ausgelöst? (Wie reagiere ich?)(Bsp. Mein Magen zieht sich zusammen, ich bin sauer.)
2. Welcher Gedanke wurde dadurch in mir ausgelöst? (Meine Freunde sollten offener mit mir sprechen.)
3. Kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass dieser Gedanke wahr ist?(nein)
4. Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? (Es würde mich nicht beschäftigen – ich würde keine Gedanken und keine Energie dafür verschwenden.)
5. Kehre den Gedanken einfach um. (Ich sollte offener mit meinen Freunden sprechen.) Ergänzung zu Punkt 5 – die Umkehrung deiner Gedanken ist dabei der Schlüssel zur Auflösung des Triggers. Denn indem ich im Zuge dieses Prozesses meinen Gedanken umkehre, erkenne ich meine eigene Gemeinsamkeit mit der beurteilten Person. Ich erkenne plötzlich, dass ich selbst nicht so gehandelt habe, wie ich es von anderen erwartet hätte. Das ist Selbsterkenntnis bzw. Entwicklung von Selbstbewusstsein. Mir werden meine eigenen Unzulänglichkeiten bewusst.
Ein Schritt auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben
Ein selbstbestimmtes Leben setzt voraus sich selbst zu kennen und sich mit den eigenen Triggerpunkten eigenverantwortlich auseinanderzusetzen. Das bedeutet in erster Linie Eigenverantwortung zu übernehmen. Nicht nur Eigenverantwortung für unsere Gedanken, Worte und Handlungen, sondern sogar auch für die Gedanken, Worte und Handlungen, die wir in anderen auslösen. Hätte ich meine Nachricht anders geschrieben? Nein. Denn es macht mir nichts aus die Verantwortung für die ausgelösten Reaktionen zu übernehmen. Schließlich kann ich nicht jeden glücklich machen und unsere primäre Aufgabe ist es uns selbst glücklich zu machen. Tief verankerten Triggern auf den Grund zu gehen kann ziemlich schwierig werden. Denn jeder von uns hat seine blinden Flecken, die wir selbst nicht ohne Weiteres erkennen. Ein professioneller Coach kann dich dabei unterstützen unbewusste emotionale Triggerpunkte zu enttarnen und aufzulösen.
Natürlich ist das Ganze ein laufender Prozesse und eine fortlaufende Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst sowie eine Reise zu sich Selbst. Vielleicht konntest du dir ein paar Gedankenanstöße für deinen eigenen weiteren Weg mitnehmen. Teile gerne auch deine Gedanken unten in den Kommentaren dazu.
Danke fürs Lesen – Bis bald & alles Liebe
dein Alex