Im Juli 2020 erfüllen wir uns einen großen Traum: Wir starten einen Roadtrip auf die Lofoten – quer durch Skandinavien, mit dem Ziel, unsere Freunde von „Polarhagen“ zu besuchen und als Familie so viel Natur wie möglich zu erleben.

keine Vorbereitung zur Vorbereitung

Die Vorbereitungen für unsere Reise war nahezu nicht existent. Wir hatten das Ziel und mehr oder weniger die Einstellung, dieses Ziel würde die Route ohnehin wie von selbst bestimmen. Und so war es im Endeffekt auch. Die geringe Zeit, in der wir uns auf unseren Trip vorbereiteten, machten wir uns hauptsächlich Gedanken darüber, wie eine solche Distanz mit Kleinkind am besten zu bewältigen ist – wie wird es wohl werden, wenn Milan nun den Tagesablauf innerhalb der Reise bestimmt? Wie weit würden wir kommen? Und welche Aktivitäten werden möglich sein? Wir beschlossen es einfach auf uns zu kommen zu lassen – wenn wir entspannt bleiben, dann wird Milan das sicherlich auch sein…

Der erste Kontakt mit der großen Badewanne

Der erste Kontakt mit der großen Badewanne

Zu Beginn unseres Trips verabreden wir uns zur ersten Zwischenstation mit unserer Freundin Anja in Kiel. Sie zeigt uns einige schöne, abgelegene Stellen direkt am Meer. Für Milan ist es das erste Mal überhaupt, dass er das Meer zu Gesicht bekommt. Sofort macht er sich mit dem kalten Salzwasser und dem nassen Sand vertraut. Und wir haben unser erstes Learning auf unserer Reise: Mit Kind nie ohne Ersatzkleidung ans Meer gehen!☝️

Wir nutzen die Zeit in der Nähe von Kiel, um uns im Travel-Mode langsam einzuschwingen. Die zahlreichen Beulen an meinem Kopf sind einige Tage Zeuge der Besonderheiten unseres Campers, mit denen wir uns erst vertraut machen dürfen. Und dennoch merken wir bereits, dass wir als Team permanent Hand in Hand arbeiten müssen, um unsere Reise mit möglichst viel Freude und Leichtigkeit zu gestalten.

Über Dänemark & Schweden nach Norwegen

Über Flensburg fahren wir Richtung Faxe und am folgenden Tag nach Frederikshavn. Von dort setzen wir mit der Fähre über nach Göteborg. Da wegen Corona besondere Einreisebestimmungen für Norwegen gelten, haben wir nur die Möglichkeit Schweden als Transitland zu nutzen und ohne Zwischenstop von der Fähre direkt nach Norwegen zu fahren. Auf der Fähre macht Milan kein Auge zu – die Räumlichkeiten sind alle stark beleuchtet und obwohl es spät am Abend ist, kommt er einfach nicht zur Ruhe.

Morgens um 2 Uhr passieren wir die schwedisch-norwegische Grenze und werden vom Militär kontrolliert. Nachdem ein Soldat uns ein wenig beäugt und dann Milan im Camper schlafen sieht, winkt er uns gottseidank direkt durch.

Jotunheimen Nationalpark – im Gleichgewicht mit der Natur

Wir passieren die Olympiastadt Lillehammer und lassen sie auch schnell hinter uns, denn wir entscheiden uns nicht den direkten Weg auf die Lofoten zu nehmen, sondern einen Umweg über den Jotunheimen Nationalpark zu fahren. Eine Entscheidung, die sich definitiv auszahlt. Schließlich finden wir hier traumhafte Möglichkeiten für unser Nachtlager vor. Wir bleiben einige Tage direkt an einem Fluss, machen mit Milan eine beeindruckende Tages-Wanderung auf „Knutshøe“ und genießen es, so nah am Puls der Natur zu sein. Wir fühlen uns trotz der vielen Kilometer, die wir bereits hinter uns haben, frei. Wir sind glücklich darüber, dass unser Kind im Gleichgewicht mit der Natur aufwächst. Auch zuhause sind wir jeden Tag gemeinsam draußen, sammeln Eicheln, entdecken Pflanzen und Tiere und versuchen bereits einen Teil unserer Mahlzeiten über den heimischen Garten abzudecken. Doch die Berge hier im Jotunheimen Nationalpark, der kalte Wind und die rauen Bedingungen, bilden noch einmal eine ganz andere Facette der Natur. Wir legen Wert darauf, als Familie die Natur als Kreislauf zu sehen und unseren Platz darin zu erkennen.

Mindful Mandala Nordwärts 2020 Jotunheimen Nationalpark

Fragen, wie „was können wir zurück geben?“, „wie können wir ganzheitlich im Einklang mit der Natur leben?“, „welchen Weg sind wir bereit dafür zu gehen?“ und “welche Spuren möchten wir auf der Erde hinterlassen?“ beschäftigen uns nicht nur während unserer Reise, sondern sind omnipräsent in unserem Alltag integriert. Gelingt es uns immer unsere Ansprüche zu erfüllen? Nein – aber wir wissen, worauf wir hinarbeiten. Die Natur zu genießen und Dankbarkeit zu spüren geht für uns damit einher, ihr mit Liebe und Respekt zu begegnen. Völlig egal, ob beim Wandern, Baden oder Gemüse- und Kräuteranbau oder beim Essen. Völlig egal ob Pflanzen, Erde oder Tiere – wir sind alle eins.

Wenn wir Milan dabei beobachten, mit welchen Augen er die Natur entdeckt, wird uns noch einmal von einer völlig neuen Seite bewusst, wie viele kleine Wunder täglich überall auf unseren Wegen auf uns warten. Permanent. In jeder Sekunde. Uns umgibt ein Gefühl der Verbundenheit, das wir zuletzt vor 5 Jahren in Neuseeland in dieser Intensität spürten.

Kaffee und Zimtschnecken in Trondheim ☕

Unser Weg führt über den Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark. Eigentlich wollten wir eine Wanderung machen, um wilde Moschusochsen aufzuspüren. Allerdings merken wir, wie sehr wir uns dadurch unter Druck setzen. Die Tour wäre knapp 25 km lang und für uns mit Milan tatsächlich eine mittelgroße Herausforderung, für die wir beide aktuell nicht die nötige Energie haben. Die erste Woche der Reise war intensiv und eindrucksvoll. Es ist höchste Zeit aufzuatmen und bei sich anzukommen. Das Tempo heraus nehmen. Die Gedanken in den Leerlauf und das eigene System beruhigen lassen. Das einzige Mittel gegen diese aktuellen Diskrepanzen ist, die Dinge zu reflektieren und sich bewusst zu machen. Sich dabei immer wieder zurück in den Moment zu führen, inne zu halten, sich zu besinnen und sich vor Augen zu führen, dass alles gut ist. Anstatt die Wanderung zu starten, gönnen wir uns ein Abendessen in einem kleinen Restaurant und nutzen die Zeit, um uns zu regenerieren.

Wir fahren weiter nach Trondheim um, auf Empfehlung einer lieben Freundin, die Zimtschnecken und den Kaffee in einem der idyllischen Kaffeehäuser zu genießen. Wir kommen hier unserem „Montagsritual“ – einem Kaffee der „Kahlgründer Kaffeerösterei“ – sehr nahe. Und obwohl wir die Natur jederzeit jeder Stadt vorziehen würden, so erkennen wir nichtsdestotrotz einige wunderschöne Ecken in Trondheim.

Grong – die Begegnung mit unserem ersten Elch 😍

Auf dem Weg Nordwärts treffen wir in „Grong“ unseren ersten Elch. Zuvor hatten wir bereits Rentiere gesehen. Für uns ist dieser Moment ein echtes Highlight, da Elche Einzelgänger sind und es daher auch ein wenig Glück braucht, das uns einer über den Weg läuft. Und zum anderen sind sie vor allem in der Dämmerung unterwegs, weil sie gerne unbemerkt bleiben und die Sonnenstrahlen meiden. Dafür sind Temperaturen von -50 Grad kein Problem für die skandinavischen Waldbewohner. Da wir Milan allerdings nicht komplett aus dem Rhytmus werfen wollen, ist Dämmerung normalerweise Schlafenszeit und damit zumindest nachts auch Stehzeit für unseren Camper. Wir sind beseelt und beschließen ein paar wenige Kilometer weiter, dass das ein guter Tagesabschluss ist. Wir fahren ein kleines Stück einen Waldweg entlang in den Wald und kuscheln uns ins Bett 😌😴 💫🦌 ✨

Ankunft auf den Lofoten – unsere Zeit bei „Polarhagen“

Über Bodø setzen wir auf die Lofoten über. Es stürmt und regnet heftig. Die Fahrt zur Farm unserer Freunde ist nicht lange aber dennoch sehr anstrengend, da wir uns entlang der Fjorde sehr konzentrieren müssen. Als wir bei „Polarhagen“ ankommen gibt es erst einmal Tee und Kuchen. Polarhagen bedeutet übersetzt „Polar-Garten“ und ist das gemeinsame Projekt von unseren Freunden Lisa und Parsa. Mit ihrem Sohn Balder, der in etwa so alt ist wie Milan, haben sie einen Hof mit biologischem Anbau gegründet. Mitten auf den Lofoten. Kaum jemand würde unter den ganzjährig besonderen Bedingungen den nachhaltigen Anbau von Kräutern und Gemüse vermuten. Doch Parsa und Lisa haben ein System entwickelt, das den schwierigen Bedingungen nicht nur trotzt, sondern diese auch nutzt – bitte nimm dir fünf Minuten Zeit dir dieses Video anzuschauen und lasse es auf dich wirken:

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Wir genießen gemeinsam ein leckeres Abendessen zu sechst: Nudel mit Petersilienpesto aus dem Garten und Spareribs. Es ist unbeschreiblich lecker. Milan ist auch richtig happy ein Dach über dem Kopf zu haben, zu spielen undzu erzählen.🤗 Wir sind glücklich darüber hier zu sein. In bester Gesellschaft. Unter wundervollen Freunden, die so sehr im Einklang mit der Natur leben, sodass wir davon mehr als inspiriert sind.

Wir bleiben eine Woche hier, packen mit an, versuchen mehr und mehr am Alltag von „Polarhagen“ teilzuhaben, unterstützen, lernen und fühlen eine unbeschreibliche Verbindung zu der Lebensweise, die Lisa und Parsa zusammen mit Balder gewählt haben. Wir kochen gemeinsam, machen Musik, arbeiten, tauschen uns aus und haben Freude. Wir sind im Einklang. Und gleichzeitig überlegen wir, welche Auswirkungen die Erfahrungen hier auf uns haben werden… Nichts geschieht ohne Grund. Wir sind in Resonanz mit den Dingen, die wir hier erfahren. In uns schwingt ein großer Anteil, der eine Sehnsucht nach einer engen Verbundenheit mit der Natur ausdrückt, die wir weiter in unser Leben integrieren möchten.

Wir selbst stehen in dieser Zeit selbst vor einer größeren Entscheidung: Werden wir in den alten Hof meiner Großeltern ziehen? Und wenn ja, was mag daraus entstehen? Welche Kompromisse werden wir eingehen und wie sehr gelingt es uns komplett bei uns zu bleiben und uns nicht beeinflussen zu lassen? Die Zeit auf den Lofoten wirft eine Idee voraus, die es uns leichter macht eine Entscheidung zu treffen – denn wir wurden inmitten großer Verunsicherung daran erinnert, worauf es uns wirklich ankommt und wie wenig es braucht. Wir werden in den Hof ziehen…

Auf Wiedersehen Norwegen 🇳🇴 & Hallo Schweden 🇸🇪

Es ist Zeit für das nächste Kapitel unserer Reise. Schweren Herzens verabschieden wir uns von „Polarhagen“. Doch wir wissen, es wird ein Wiedersehen geben.

Auf unserem Weg nach Henningsvær machen wir noch einmal Halt am Rørvikstrada. Wir haben noch einmal richtig Glück und erleben die Lofoten von einer ihrer schönsten Seiten – auch wenn es wegen des Windes ein wenig kühl ist.

Ein großer Husky kommt an uns vorbei, Milan legt den Schnellgang ein und nach kurzem gegenseitigen Abtasten wird der stolze Hund ganz lieb gestreichelt. Wir sind glücklich, dass Milan keine Ängste vor Tieren hat und dennoch einen gewissen Respekt wahrt – es ist genau das, was wir uns wünschen.

Die Art und Weise, wie Milan die Natur entdeckt, lässt in uns auch noch einmal neue Perspektiven, eine Art Neugier und eine weitere Facette wunderbarer Demut und Dankbarkeit gegenüber der Natur selbst entstehen – wir machen einfach mit, drehen Steine um, malen Spuren mit Ästen in den Sand oder ertasten Pflanzen. Was mir auf dieser Reise bewusst geworden ist, ist, dass es einen Unterschied gibt zwischen „in“ und „mit“ der Natur leben gibt. Etwas das ich seltsamerweise oft verwaschen habe. Mit der Natur leben bedeutet auch eine aktive Verantwortung zu übernehmen, sich zu kümmern. Wir alle nehmen von der Natur – was können wir ihr geben? Jeder von uns kann in irgendeiner Weise einen positiven Kreislauf starten. Wir haben eine Pflanze Salbei im Camper, die wir von Parsa geschenkt bekommen haben. Ein gewieftes Geschenk. Parsa hat auf eine bestimmte Art eine große Weisheit, obwohl er erst 28 Jahre alt ist. Er weiß, wie er Menschen dazu bekommt, der Freude und Begeisterung zu folgen. Unsere Aufgabe zunächst: die Pflanze heil nach Hause bekommen…

Bevor wir die Lofoten verlassen, besuchen wir das Dorf Henningsvær. Dort gibt es einen öffentlich zugänglichen Fußballplatz direkt auf einer Halbinsel. Wie lassen uns hier einen Café schmecken, schauen uns das Dorf an und machen ein wenig Quatsch am Sportplatz. Kurz danach fahren wir weiter Richtung Schweden. Nahe der Grenze verabschiedet uns noch ein Elch – unser zweiter 🙌

Nordschwedens Berge ⛰️ & Wälder 🌲

In Schweden besuchen wir zunächst den Abisko National Park. Vor ziemlich genau einem Jahr bin ich (Alex) hier im Ziel des Fjällräven Classics angekommen, nachdem ich 4 Tage auf dem Kungsleden – dem Königsweg – über die Berge unterwegs war. Wir machen eine Wanderung entlang des Abiskojokk. Danach wird im Camper erst einmal lecker gekocht. Es gibt Blumenkohl mit Kräutern und Räuchertofu, dazu Süßkartoffeln und Spiegelei 🍳 😋 wer ist der beste Koch? 👨‍🍳 Genau – ich. 💪

Die Berge hier sind weitläufiger als wir es von den Alpen her gewohnt sind, die Täler breiter und die Wälder viel größer. Auf unserem Weg nach Vilhelmina kommen wir an zahlreichen Bergbaudörfern und -Städten aber auch an großflächig gerodeten Waldgebieten vorbei. Der Anblick beschäftigt uns. Ist das noch im Sinne von Nachhaltigkeit? Wir können es nicht wirklich beurteilen, aber uns bleibt ein fader Beigeschmack…

In Vilhelmina nutzen wir die Gelegenheit einen offiziellen Campingplatz anzufahren. Das Wetter spielt mit und Selina findet endlich ein wenig Zeit Yoga zu praktizieren: auf einem Steg direkt am Wasser – Sonnenaufgang inklusive.

Über die „Summer Street“ zum „Platz, an dem man sich umarmt“ 🤗

Auf unserem Weg entlang der „Summer Street“ – so nennen die Einheimischen die Straße Richtung Klimpfjäll, da ein Teil davon im Winter generell geschlossen ist – besuchen wir Fatmomakke.

Fatmomakke ist eine „Kirchstadt“ am Fuße des Marsfjället (Marsgebirges). Der Name Fatmomakke bedeutet „Platz, an dem man sich umarmt“. Bereits vor der ersten Besiedlung des Ortes durch Schweden im Rahmen der Kolonisierung Lapplands war der Platz ein Treffpunkt der Samen. Im Jahr 1781 entstand schließlich eine erste Kapelle am Ort. So wurde Fatmomakke zum Treffpunkt für Samen und Siedler. Heute finden dort noch immer zweimal pro Jahr Kirchfeste statt – das Frühlingsfest anfangs Juni und das Herbstfest anfangs September. Diese Kirchfeste fielen mit den Rentierzügen der Samen in die oft kombinierten Frühjahrs- und Herbstweideplätze zusammen. Von den Frühjahrsweideplätzen an der Baumgrenze zog man Anfang Juni zu den Sommerweideplätzen auf dem Kahlfjäll. Im September war es dann wieder Zeit für den Rückzug in die Herbstgebiete.*

Der Ort ist wunderschön – ruhig gelegen, umringt von Bergen, direkt an einem See. Idyllischer geht es kaum. Wir nehmen die Bezeichnung des Ortsnamen wörtlichen und gönnen uns Familienzeit, umarmen uns und genießen den Moment.

 

Der Fokus der Feste der Samen lag weniger auf Zeremonien oder Gebeten, sondern vielmehr auf der Musik, Essen, Austausch, Liebe und Gemeinschaft. Wir könnten es in etwa mit dem Ansatz des „Erntedankfestes“ vergleichen. Uns gefällt das Konzept eines Dankfestes sehr, das der Natur und Mutter Erde gewidmet ist – insbesondere auch die Art und Weise wie die Samen es hier in Fatmomakke feiern.

*(Info aus dem Blog https://www.wunderbares-lappland.de/schwedisch-lappland/auf-dem-vildmarksvägen/)

Stekenjokk – Rosentorp – Orsa 🐻

Entlang des „Vildmarkswegen“ fahren wir über das „Stekenjokk“ – ein Hochplateau an der Grenze zu Norwegen. Die Fahrt hierher hat sich wirklich gelohnt. Zwar gehen wir nicht wandern, aber der Ausblick, die Landschaft und das optimale Wetter an diesem Tag, machen den Ort zu einem tollen Erlebnis. Vor wenigen Wochen soll es hier noch 6m hoch Schnee gehabt haben. Unvorstellbar, auch wenn um uns herum noch viele Schneefelder sind. Die talabwärts reißenden Flüsse und die überall bis zum äußersten Rand gefluteten Seen sind noch Erinnerungsfetzen der Schneemassen.

Wir fahren weiter Richtung Gädedde und dann weiter nach Rosentorp, um den Hof zweier deutscher Auswanderer zu besuchen. Mitten im Wald gelegen, den Geruch von gespaltenem Nadelholz und frischem Heu in der Luft, dazu einen frisch aufgebrühten Kaffee und leckeren Zitronenkuchen 🌾🌲 ☕️ 🍋 🥧 – der Moment ist perfekt. Wir fahren weiter an einen kleinen See und verbringen dort eine Nacht, bevor es am nächsten Tag nach Orsa in den Bärenpark geht.

Milan findet die ausgestellten Tiere im Eingangsbereich des „Björnpark“ fantastisch. Auf sie kann man nämlich bis auf 50 cm heran. Sie sind modelliert und mit den Fellen von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben sind, bestückt. Es wurde also kein Bär zu Ausstellungszwecken erlegt. Das finden wir gut – so sollte es sein. Uns fasziniert besonders der Kodiak-Bär 🐻, den es ausschließlich in Alaska gibt und 3 Meter groß wird. Er steht aufgerichtet in der Eingangshalle – seine mächtigen Pranken und sein großer Kopf sind beeindruckend. Aber auch der „Wolverine“, der kleinste seiner Art, bezaubert uns.

Draußen laufen wir erst einmal zum Wolfsgehege. Uns fällt sofort auf, dass die Tiere hier wirklich extrem viel Platz haben und diesen auch brauchen und nutzen. Mit dieser Art von Park können wir uns anfreunden – auch, wenn diese Tiere eigentlich nicht in ein Gehege gesperrt werden sollten… während unserem Aufenthalt im Park denke ich immer wieder darüber nach. Aber ich komme zu dem Entschluss, dass der Mensch keine andere Wahl hat, als die Tiere vor dem Menschen selbst zu schützen, in dem er ihnen ein paar der Tiere auf diese Art zugänglich macht. Wölfe sehen wir keine, sie haben sich bereits zurückgezogen. Dafür sehen wir Bären, Tiger, einen Schneeleoparden, eine Eule und Polarbären. Der Polarbär läuft einen Teil des Weges mit uns, um sich im Prinzip direkt vor unseren Füßen niederzulassen. Für einen Moment glaube ich, dass der Bär sich in unserer Gegenwart wohl fühlt. Wir verhalten uns leise, beobachten einfach und sind fasziniert. Und wieder breitet sich in uns diese Dankbarkeit und Demut vor diesem Wesen aus. Tiere sind eben etwas ganz besonderes.

Wir beschließen den Besuch im Park mit einem Kaffee und Zimtschnecken abzurunden und dann geht es weiter – wohin wissen wir noch nicht so genau… der Besuch im Park hat uns definitiv Freude bereitet und die 490 Kronen zahlen wir mehr als gerne für diesen tollen Kompromiss, Tiere für Kinder und Erwachsene zugänglich zu machen und ihnen möglichst viel Platz zu geben, um ihren natürlichen Lebensraum halbwegs herzustellen. 🐾

Über die Øresundbrücke und auf nach Heidkate! 🏄

Wir brauchen einige Tage, um schließlich im Süden Schwedens anzukommen. Wir entscheiden uns dafür etwas früher als geplant nach Deutschland zu fahren und noch ein paar Tage an der Ostsee, etwas östlich von Kiel, zu verbringen. So passieren wir die Øresundbrücke und fahren über Dänemark Richtung Heidkate, wo wir insgesamt vier Tage verbringen.

An einem Abend kommt Anja noch einmal von Kiel „raus“ nach Heidkate zu uns gefahren. Wie unsere Reise begann, so endet sie nun auch in etwa. Wir haben ziemliches Glück mit dem Wetter hier an der Ostsee, denn 35 Grad, Sonne und Windstille gibt es hier maximal 2-3 Tage im Jahr – wir sehen es anhand der wenigen Windsurfer. Normalerweise ist die Deichwiese mit Segeln übersät. Doch da in diesen Tagen der Wind hinterm Berg bleibt, gibt es auch keine Surfer, die ihn nutzen könnten und folglich werden auch die Segel und Boards nicht benötigt.

Selina und Anja machen sich Richtung Strand, während ich auf Milan aufpasse. Am Strand entstehen derweil wunderschöne Yogabilder… Anja übernachtet in ihrem Bulli direkt neben uns und verabschiedet sich am nächsten Morgen mit einer lieben Botschaft. Denn als wir wenig später die letzten Sandkörner aus unseren Augen gerieben haben, finden wir eine Postkarte an unserer Windschutzscheibe. Eine Mandala-Postkarte mit einer Art Yin und Yang aus Fischen und auf der Rückseite ein lieber Abschiedsgruß: „(…) habt immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel (…)“ – darauf werden wir achten, liebe Anja. Wir sind dankbar für die Begegnung und glücklich darüber, dass wir noch einmal nach Kiel gekommen sind.

Wieder zu Hause

Einen Tag später kommen wir wieder zu Hause an. Wir sind erschöpft. Müde ob der vielen Fahrtkilometer und der vielen Eindrücke oder vielmehr der Art und Weise des Reisens mit Kind. Die lange Strecke in so kurzer Zeit bedeutete häufiges ausräumen und zusammenpacken. Täglich mussten wir unsere Handlungen genau absprechen, permanent Rücksicht aufeinander nehmen und enormes Fingerspitzengefühl beweisen, um die Reise auch für Milan zu einem schönen Erlebnis werden zu lassen. Es war sicherlich nicht unsere letzte Fahrt nach Skandinavien. Und vor allem sind wir sicher, dass wir irgendwann noch einmal auf die Lofoten kommen werden.

Am Abend fallen wir ins Bett. Nach 4 Wochen im Camper merken wir, mit wie wenig wir wieder einmal problemlos ausgekommen sind, ohne, dass wir irgendetwas schmerzlichst vermisst hätten. Wir sind dankbar für die neuen Erfahrungen und glücklich darüber, dass diese Wochen nun Teil unseres Mindful Mandalas sind…